Bei einem Bummel entlang der Infostände wird eines deutlich: Das Thema „Väter“ wird zwischenzeitlich von vielen Gruppen unter ganz verschiedenen Perspektiven aufgegriffen. Während der Väteraufbruch in den ersten Jahren nach seiner Gründung noch weitestgehend alleine mit diesem Thema beschäftigt war, ist dieses Thema zwischenzeitlich in der Gesellschaft angekommen. Neben der Trennungsväterproblematik sind es vor allem auch Themen, wie Vereinbarkeit von Familienarbeit und Beruf, Betreuungsfragen, Vätermonate oder Männer in Kitas; aber auch die mangelnde Beteiligung von Vätern etwa bei der Frage der Abtreibung. Dies wurde gerade kürzlich deutlich an dem Gesetzentwurf zu anonymen Geburten.

Im Grunde sehr viel. Ziel des Väteraufbruchs ist es, die wichtige Rolle des Vaters zu thematisieren und für gesellschaftliche und rechtliche Verbesserungen in Richtung Gleichstellung von Vätern einzutreten. Dass Väter nach der Trennung häufig in ihrer Rolle behindert werden und ihre Kinder häufig keine vernünftige Beziehung mit ihren Vätern leben können, ist lediglich ein besonders sichtbares Symptom für die Benachteiligung der Vaterrolle. Doch die Ursachen liegen weit tiefer. 

Väter haben es ungleich schwerer, Familie und Beruf miteinander zu vereinbaren. Da sie sich auch für die materielle Versorgung der Familie verantwortlich fühlen und darauf konzentrieren müssen, ist es in vielen Fällen schon vorprogrammiert, dass sie im Falle einer Trennung für die Kinder nicht mehr im gleichen Maße präsent sind, wie Mütter. Es gibt viele Beratungsangebote auch für junge Frauen und vor allem werdende Mütter. Väter werden in der umwälzenden Situation „Vater werden“ meist alleingelassen. 

Für die Kinder stellt sich dieses Bild noch auch aus einer anderen Perspektive dar. In der Gesellschaft fehlen dadurch häufig männliche Rollenvorbilder. In Kindergärten und Grundschulen fehlen sie fast durchgängig, weil es kaum männliche Erzieher gibt.

In diesem Umfeld ist es vorprogrammiert, bei wem die Kinder nach einer Trennung meist bleiben und darüber hinaus, dass Väter häufig auf die Rolle eines gelegentlichen „Besuchsonkels“ minimiert werden. Eine sinnvolle Lösung wäre, die paritätische Betreuung durch Vater und Mutter auf allen Ebenen zu fördern. Und zwar von Anfang an, in einer intakten Familie ebenso, wie nach einer Trennung. Dazu bedarf es vieler Änderungen und daher ist es wichtig, dass die Schwierigkeiten für Väter und ihre Benachteiligung in allen Situationen berücksichtigt werden. Daher ist es für den Väteraufbruch sehr erfreulich, dass Themen aus diesem Bereich mittlerweile von immer mehr Gruppen angesprochen werden.

Rüdiger Meyer-Spelbrink,
Bundesgeschäftsführer 
des Väteraufbruchs für Kinder